Aufbau des geriatrischen Angebots
Was ist Altersheilkunde und wie funktioniert sie im Spital Muri? Eine leicht erreichbare, integrierte Versorgung begünstigt eine eigenständige Lebensführung bis ins Alter und gehört seit 2019 zum Leistungsangebot des Hauses.
In der Schweiz nimmt der Bevölkerungsanteil älterer Menschen fortlaufend zu. Die geburtenstarken Jahrgänge kommen ins Pensionsalter und immer mehr Menschen erreichen ein hohes oder sehr hohes Lebensalter. Im Freiamt besteht Bedarf für geriatrische Angebote. Das Spital Muri baut seit April des letzten Jahres ein geriatrisches Angebot zugunsten seiner älteren Patientinnen und Patienten und von deren Angehörigen auf. Für ältere Menschen mit eingeschränkter Mobilität und Flexibilität ist eine regionale Gesundheitsversorgung im bekannten und vertrauten Rahmen ein wichtiger Faktor für ihre Genesung, Rehabilitation und Lebensqualität.
Die Geriatrie befasst sich mit physischen, psychischen, funktionellen und sozialen Aspekten in der medizinischen und pflegerischen Betreuung älterer Menschen. Dazu gehören die Behandlung von meist über 70-jährigen Patientinnen und Patienten bei akuten oder chronischen Erkrankungen, präventive Zielsetzungen, (früh-)rehabilitative Fragestellungen und spezielle, auch palliative Entscheidungen am Lebensende. Patientinnen und Patienten, die am meisten von der Akutgeriatrie profitieren, sind oftmals 80-jährig und älter. Die geriatrische Medizin bietet eine umfängliche Behandlung in einem interdisziplinären Team an. Hauptziel dieser Behandlung ist der Erhalt und die Verbesserung der Lebensqualität und Autonomie des Patienten.
Stiftungsrat erkennt Bedarf einer Akutgeriatrie
Der Stiftungsrat hatte im Rahmen seiner strategischen Führungsverantwortung den Bedarf eines geriatrischen Leistungsangebots festgestellt und entsprechende Massnahmen eingeleitet. Im September 2017 erteilte der Stiftungsrat der Spitalleitung den Auftrag, ein geriatrisches Leistungsangebot aufzubauen. Dazu gehörte, Vorbereitungen in die Wege zu leiten, nach spezialisierten Pflegefachpersonen zu suchen sowie eine Fachärztin oder einen Facharzt mit Fachausweis für Geriatrie aufzunehmen. Per 1. April 2019 konnten beide ihre Tätigkeit am Spital Muri aufnehmen. Das Team wird vervollständigt durch die Fachpersonen der Ergo- und Physiotherapie sowie Ernährungsberatung.
Erste Schritte: Start des Pilotprojekts Akutgeriatrie
Auch im Spital Muri nimmt der Bedarf nach einer Abklärung und Behandlung von hochbetagten, oftmals multimorbiden Patientinnen und Patienten zu. Mit dem schrittweisen Aufbau des akutgeriatrischen Angebots tragen wir dieser Entwicklung Rechnung. Im Fachbereich Geriatrie werden Patienten, die wegen einer Kombination von physischen und psychischen Erkrankungen vorübergehend nicht mehr in der gewohnten Umgebung leben können, betreut und behandelt. Ziel der ganzheitlichen Behandlung durch ein interdisziplinäres Team ist die Rückführung der akut erkrankten, geriatrischen Patienten – wann immer möglich und sinnvoll – ins gewohnte soziale Umfeld. Dabei fängt die Rehabilitation der Patienten bereits beim Eintritt an – ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche interdisziplinäre Behandlung.
Im Zuge des Angebotsaufbaus startete am 27. Mai 2019 ein Pilotprojekt auf der Station 2.2. Es standen zunächst sechs Betten zur Verfügung. Die Triage der akut erkrankten, geriatrischen Patienten erfolgt seither auf dem Notfall und auf den Abteilungen.
Im Pilotprojekt wurden die alltäglichen medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Arbeiten mit akutgeriatrischen Patientinnen und Patienten im entsprechenden Programm gelebt und Erfahrungen gesammelt. Der Pilotbetrieb konnte nach Integration der chirurgischen Patienten im Herbst 2019 in den regulären Alltag überführt werden. Eine rollende Planung mit fliessenden Übergängen ermöglichte den Prozess wie vorgesehen. Die Pilotphase konnte erfolgreich abgeschlossen werden. Im zweiten Angebotsjahr ist ein Ausbau der Kapazitäten auf zwölf Betten möglich.