In schwierigen Zeiten Kapazitäten steigern
Stationen neu einrichten, Personal dafür finden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit oder Quarantäne betreuen, Schlüsselpositionen sichern usw.: Die HR-Verantwortlichen im Spital Muri hatten im Pandemiejahr 2020 so einiges zu tun, um den Leistungsauftrag des Akutspitals wahrzunehmen und gar einige Prozesse zu optimieren.
Interview mit
Carmen Wallimann,
HR-Verantwortliche im Spital Muri
Plötzlich steht die Welt wegen COVID-19 Kopf. Jedes Akutspital mit Intensivstation durfte ab Mitte März 2020 nur noch so viele Operationssäle betreiben, wie es für die Sicherstellung der lebenswichtigen Operationen/Eingriffe braucht. Plötzlich mussten die Ressourcen an Ärztinnen und Ärzten, Pflegefachpersonen, Anästhesiepflegenden usw. in die Corona-Abklärungsstation, die COVID-Station 3.3 und möglichst auf der erweiterten Intensivstation eingesetzt werden. Viele Spitalmitarbeitende hatten zudem «Kurzarbeit».
Nicht wenige Spitalmitarbeitende, die sonst für geplante medizinische Eingriffe, Sprechstunden oder Schulungen zuständig sind, fanden sich auf Anordnung des Krisenstabs im Homeoffice wieder. Was dies an in einem Akutspital an personeller Flexibilität und Solidarität braucht, kann man sich nur am Rande vorstellen. «Wir haben in der ersten Zeit eine Station geschlossen, da die Auslastung wegen dem Wegfall von Wahleingriffen zusammenbrach», erklärt Stephan Schärer, Leiter Pflegedienst im Spital Muri, zurückblickend.
«Auf der COVID-Station 3.3 mussten wir die Kapazität für erkrankte Patientinnen und Patienten immer wieder anpassen, was auch eine stetige Anpassung der Personalplanung zur Folge hatte», ergänzt Stephan Schärer. «Unsere Linienverantwortlichen haben gefühlte 100 Male ihren Dienstplan in den heissen Phasen ändern müssen. Dies war nur dank des enormen Verständnisses der Mitarbeitenden möglich.» Erschwert wurde die Situation durch Personalausfälle, die nur dank kurzfristigen Schichtübernahmen kompensiert werden konnten.
Bei der Anstellung von Fachkräften (zum Beispiel Intensivpflegefachkräfte) und Springern, aber auch beim Aufbau der neuen Coronavirus-Abklärung (Testzentrum) und des Impfzentrums nahm das HR einen Dreh- und Angelpunkt ein, um innert Kürze geeignete Mitarbeitende zu finden, einzustellen, aber auch zu unterstützen.
Ausserordentliche Zeiten …
Wo der Schuh drückte, wo es personelle Engpässe gab, schliesslich auch welchen enormen Effort die Spitalangestellten im Jahr 2020 geleistet haben, darüber weiss das HR bestens Bescheid. Carmen Wallimann leitet erst seit dem 1. Mai 2020 die HR-Abteilung. Sie erläutert die damalige Situation aus erster Hand:
«Ich habe es so empfunden, dass das Spital Muri schon sehr viel früher aufgegleist hat, was die Kommunikation in Krisenzeiten anbetrifft. Meine Kollegen schenkten zum Beispiel dem Umstand sehr viel Aufmerksamkeit, den Angestellten Unsicherheiten oder gar Ängste zu nehmen.»
Schon früh richtete sich die Betriebsführung an die Belegschaft von über 850 Mitarbeitenden (per 31.12.2020 zählt das Spital 864 Mitarbeitende inklusive viele Lehrlinge. Quelle: BSF Statistik) mit schnellen und aktuellen Informationen.
Dazwischen hatte das HR-Team so einiges an Administration zu leisten. Carmen Wallimann gesteht, dass man mit einem doch eher unterbesetzen Team (Anm. d. Red.: 7.6 Stellen) so einiges – nebst dem Tagesgeschäft (Rekrutierung, Betreuung, Unterstützung der Vorgesetzten, Austritte und Lohnzahlung) – vorantreiben musste, so etwa Strategie- und Digitalisierungsprojekte.
Auch wenn der HR-Schalter wegen Kurzarbeit weniger geöffnet hatte, das HR-Team bewältigte 2020 mit 1128 Überstunden etliche neue Kapitel. Zum einen gab es am Spital Muri 16 Prozent mehr Krankheitsfälle (ohne Kurzzeitabsenzen) im Jahr 2020 als im Jahr zuvor, zum anderen musste man notwendigerweise entsprechende Fachkräfte finden.
Dies in ausserordentliche Zeiten … und trotzdem stellt Carmen Wallimann eine leichte Zunahme von Festanstellungen im Jahr 2020 (61 Mitarbeitende; + 7,1 Prozent gegenüber dem Jahr 2019) fest.
Leitung Human Resources im Spital Muri
Ausserordentliche Taten …
«Im HR selber hatten wir einiges zu tun, etwa rechtliche Fragestellungen, die man bei der unbezahlten Urlaubs- oder verlangten Ferienstopp-Regelung (Stichwort: Annullationskosten) zu lösen hatte. Im Sommer 2020 waren wir sehr gut aufgestellt, wenngleich wir immer wieder Fachpersonen und befristete Arbeitnehmende teilweise in Zusammenarbeit mit dem RAV zu rekrutieren hatten.»
«Während der ersten Welle unterstützte uns auch der Zivilschutz bei der Patientenlenkung sehr gut», erinnert sich die HR-Leiterin. Relativ einfach sei es gewesen, gute Mitarbeitende für die Abklärungsstation und dann fürs Impfzentrum zu rekrutieren, da sich viele als freiwillige Helfer meldeten und Medizinstudenten und erfreulicherweise pensionierte Spitalangestellte in dieser Zeit bereit waren, dem Spital Muri Unterstützung zu bieten. «Glücklicherweise können wir uns auf ein gutes Netzwerk von Mitarbeitenden verlassen.»
«Leider gab es einige Fälle, wobei sich Abteilungsfachkräfte selbst mit COVID-19 angesteckt haben und einige Fälle, die wegen Quarantänezuweisungen in wichtigen Schlüsselpositionen fehlten.» Carmen Wallimann sieht allerdings auch eine positive Entwicklung: «Wir waren generell personell so gerüstet, dass uns auch Mitarbeitende aus unbezahlten Urlauben und Freiwillige unterstützt hätten, wäre die Pandemie im Freiamt ausgeufert.»
Das Spital Muri ist und bleibt gut vernetzt.
So ist im Jahr 2020 auch der vom HR erstellte «FAQ»-Fragekatalog für Mitarbeitende entsprechend gut angekommen. Dieser ist auf so gute Resonanz bei Partnern wie dem Kantonspital Baden AG gestossen, dass sie diesen auch nutzten.