Krisenkommunikation statt Kommunikationskrisen
Mit dem Virus kamen die Unsicherheiten und mit ihnen stieg das Informationsbedürfnis der Bevölkerung an. TV-Stationen spielten Corona-Sondersendungen rauf und runter, Epidemiologen und Virologen gaben sich in Talksendungen die Klinke in die Hand. Gleichzeitig fragten sich viele Spitalmitarbeitende: «Sind wir vorbereitet auf eine Pandemie? Wie viele Patientinnen und Patienten können wir behandeln? Kann ich weiterhin abends nach Hause zu meiner Familie?» Glücklicherweise war die Unternehmenskommunikation auf viele Fragen vorbereitet. Darauf, Mitarbeitende und Medien, aber auch Patientinnen und Patienten und Besuchende mit Informationen zu versorgen und damit etwas zur Bewältigung der ausserordentlichen Lage beizutragen.
Im Januar 2020 verhiess der Blick nach China bereits nichts Gutes. Spätestens mit dem totalen Lock-down der Stadt Wuhan wurde es naheliegend, dass eine Pandemie heranrollt, denn China würde ohne bittere Notwendigkeit seine Wirtschaft kaum drosseln. Gefühlt kam das neuartige Coronavirus, das später als SARS-CoV2 in aller Munde sein würde, täglich immer näher und damit auch die dazugehörige Erkrankung namens COVID-19.
In der Unternehmenskommunikation begann man mit den Vorbereitungen für die interne Kommunikation, Krisenkommunikation und Medienarbeit. In einem ersten Schritt war es essentiell, die Mitarbeitenden des Spitals über die Konzepte zur Bewältigung eines möglichen Pandemiefalls zu orientieren. Noch bevor der erste Mensch in der Schweiz an der neuen Krankheit darbte, fanden spitalintern erste Trainings für den Umgang mit infektiösen Patientinnen und Patienten statt. Alle machten sich Gedanken, welche Bedeutung Corona für das Spital Muri und für jede und jeden persönlich bekommen würde. Auf aufwühlende Reportagen aus China folgten erschütternde Bilder aus Bergamo und der Krisenstab unsers Hauses übernahm bald die Führung des Spitals. Aus der Leitung Unternehmenskommunikation wurde die Kommunikationschefin Krisenstab, aus dem Kommunikationsteam ein Arbeitsstab für die Umsetzung von Corona-Infos und die Büros glichen immer mehr einem Copy-Shop. Wochenlang arbeiteten wir nicht nur werktags, sondern auch an den Wochenenden, ständig bereit auf neue Anordnungen von Bund und Kanton einzutreten.
Im Aargau standen zuerst die beiden Kantonsspitäler in der Pflicht, sie testeten und behandelten bis ihre Kapazitäten erschöpft waren. Im Freiamt erwartete man den baldigen Startschuss für ein Testzentrum, einer Isolierstation und speziellen IPS-Plätzen zur Behandlung von an COVID-19 Erkrankten. Das Team der Unternehmenskommunikation wandte sich den notwenigen Aufgaben und Massnahmen zu; angepasste Signalethik und Patientenlenkung, ständige Updates der entsprechenden Informationen auf der Website, Hinweistafeln zu Hygiene- und Verhaltensregeln im Spital. In Zusammenarbeit mit der agilen hausinternen IT entstand ein eigenes Infobulletin auf dem Intranet und auch mittels Aushängungen auf einem schwarzen Brett wurde versucht, den Mitarbeitenden wichtige Information leicht zugänglich zu machen.
Dank verschiedenen Trainings wie der Teilnahme des Krisenstabs an der Sicherheitsverbundsübung (SVU) vom November 2019 oder mehreren Simulationen für Krisenkommunikation im Rahmen von Weiterbildungen gelang die Triage der vielen Aufgaben und Anfragen. Alleine rund 100 Medienanfragen erreichten die Medienstelle zwischen Februar und Juli 2020, Beiträge für Sondersendungen wurden vor Ort gedreht und immer mehr Medienschaffende wandten sich mit Fragen zu Corona ans Spital Muri. Ohne die hervorragende Vernetzung im Krisenstab – zwischen klinischen Mitarbeitenden, der Leitung Katastrophenschutz und Sicherheit sowie dem Team der Unternehmenskommunikation – wäre das Kunststück nicht gelungen, Patientinnen und Patienten, Besuchende, Mitarbeitende und Medien stets auf dem Laufenden zu halten. Gute Kommunikation trägt ein Stück zur Wiedererlangung von Normalität und eines Gefühls von Kontrolle bei.
Rückblickend kann man einen gewissen Medienhype diagnostizieren. Und er hält weiter an. Medien springen fortlaufend auf neue Subthemen auf, die mit Ängsten verbunden sind und ihre Zielgruppen neugierig machen sollen. Wichtig ist ein differenziertes Bild zu zeichnen; Leserinnen und Leser, Zuschauerinnen und Zuschauer müssen Informationen erhalten, die sachlich und belegt sind. Meinungen sind keine Fakten. In einer Krise braucht es jedoch Verständnis und Solidarität und schliesslich auch eine gute Zusammenarbeit. Wie gut das funktionieren kann, haben die Mitarbeitenden des Spitals im Pandemiejahr 2020 bewiesen.